Nur eine Stunde mit der Schnellfähre trennen bei direkter Verbindung diese beiden Inseln, die wir auf unserer diesjährigen Griechenlandreise besucht haben und doch sind sie so unterschiedlich. Die Anreise erfolgte mit dem Flugzeug direkt nach Santorini und von dort mit der Express-Fähre in etwa drei Stunden über Naxos und Koufonissi nach Amorgos.
Amorgos
In Amorgos im Hafen von Katapola angekommen hatten wir nur eine kurze Anfahrt zur Pension Titika. Sie ist in der gleichen Bucht im Nachbarort Xilokeratidi. Wir wurden von Georgios abgeholt. Seine Frau Titika betreibt die gleichnamige Pension. Hier haben wir uns sehr wohl gefühlt. Jeden Morgen gab es ein mit Liebe zubereitetes Frühstück. In der Wartezeit ließen sich die Schmetterlinge im Garten sehr gerne fotografieren.
Amorgos ist eine beschauliche, karge Insel. Hier gibt es nur Touristen, die es lieber etwas ruhiger haben wollen. Der Hauptort Chora mit einer typischen Kykladenarchitektur liegt auf dem Berg. Von hier aus geht es noch 20 km nach links und 20 km nach rechts, dann hat man die Insel abgefahren. Maximal fünf Autos kamen uns auf dieser Strecke entgegen. Es gibt viele kleine Badebuchten, die meisten mit Kiesel, ein paar wenige mit Sand. Wir haben den Strand von Aigiali bevorzugt, der zweite Hafenort der Insel. Ein schöner Sandstrand am Ort, wo man direkt hinter der Strandmauer etwas essen oder einen Frappé trinken kann. Von Aigiali kommt man auch in die Bergdörfer Tholaria und Langada. In Langada können wir die Taverne Nikos empfehlen, leckeres Essen und herrlicher Blick übers Meer.
Das Beeindruckenste an der Insel ist das strahlendste Blau, das wir je in Griechenland gesehen haben. Zu jeder Tageszeit gab es die unterschiedlichsten Nuancen. Dazu viel mir folgende Geschichte ein:
Als Zeus bei seiner tausendjährlichen Steuererklärung darüber sinnierte, ob er wohl seine Gattin Hera als „Außergewöhnliche Belastung“ steuerlich geltend machen könnte, stand sie schon, seine Gedanken lesend, erzürnt neben ihm und wollte sein Tintenfass über ihm ausleeren. Zeus wich jedoch blitzschnell aus und so ergoss sich die Tinte statt über das göttliche Haupt über Amorgos und die umliegenden Inseln. Das meiste floss ins Meer, einige Spritzer jedoch benetzten die Türen und Fensterläden der Häuser und die Kuppeln der Kirchen. Seitdem erstrahlen die Kykladen in göttlichem Blau.
Die klare Luft, die an einigen Tagen herrschte, bescherte uns beeindruckende Sonnenuntergänge. Die Sonne war noch am Horizont blendend gelb, wie man es selten erlebt.
Der französische Film Le Grand Bleu oder Im Rausch der Tiefe hat hier auf der Insel schon Kultstatus. Einige Sequenzen wurden auf Amorgos gedreht. In einer Bar gleichen Namens, die ein Franzose hier eröffnet hat, läuft dieser Film jeden Abend.
In dem Ort, in dem wir gewohnt haben, gab es einige Tavernen. Am besten hat es uns bei Vizentos geschmeckt. Es war auch immer voll. Vor hier aus hat man auch einen schönen Blick auf das nächtliche Katapola.
Es gab auch eine kleine Boutique, die von einer Amerikanerin aus Los Angeles betrieben wir. Sie lebt jetzt in Vroutsi, einem fast ausgestorbenem Ort mit 40 Einwohnern. Eines Abends veranstaltete sie eine Fashion Show. Ein Ereignis in diesem Ort.
Eine Sehenswürdigkeit von Amorgos ist das Kloster Panagia Chosowiotissa, das 300 m über dem Meer wie ein Schwalbennest an der steilen Bergwand hängt. Nach dem schweißtreibenden Aufstieg wurde uns nach der Besichtigung ein „Raki Psimeni“ serviert, ein gewürzter Trester mit Spekulatiusgeschmack. Dazu gab es auch noch Loukoumi und ein Glas Wasser.
Viele Griechen sind Autoliebhaber. Sie haben ihr Auto so lieb, dass sie ihm auch noch nach Ablauf der aktiven Dienstzeit eine letzte Ruhestätte mit besonderer Aussicht gönnen. So sahen wir an einigen exponierten Stellen alte Autowracks herumstehen und vor sich hin rosten.
Santorini
Ganz anders als auf Amorgos, herrscht hier der Trubel im Hafen. Ständig kommen Fähren an, bringen Passagiere von und nach Piräus. Viele Tagestouristen kommen auch von den umliegenden Inseln. Seit wir hier vor 18 Jahren einmal waren, hat sich vieles verändert. Man darf nicht zur falschen Zeit am falschen Ort sein, sonst schwimmt man in der Masse.
Wenn man aber in Santorini die Besonderheiten für sich entdeckt, die diese Insel bietet, dann ist es nach wie vor eine Trauminsel.
Eine Wohnung am Kraterrand mit Blick auf die Caldera bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Man möchte einfach nur den ganzen Tag sitzen und den Anblick genießen. Hier kann man auch locker eine Woche mal verbringen, ohne großen Aktionsradius. Ein Supermarkt in der Nähe für das Nötigste, ein paar Bücher und einfach nur ausspannen. Abends bei einem Ouzo die Sonnenuntergänge genießen und die Seele baumeln lassen. D a s ist Santorini!
Wir wohnten in Imerovigli in den Remezzo Studios. Hierher verirren sich keine Tagestouristen und es ist sehr ruhig. Der Kraterwanderweg von Fira nach Oia geht direkt an den Studioanlagen vorbei, stellt aber keinerlei Beeinträchtigung dar, da die Anzahl derer, die den langen Weg auf sich nehmen, doch sehr überschaubar ist.
Wenn man die Orte Fira und Oia erkunden will, sollte man früf aufstehen. Bis etwa 10 Uhr kann man noch ungestört durch die Gassen schlendern, dann wird es langsam voll. In Fira treffen die Landungsboote der Kreuzfahrtschiffe ein und bringen die Touristen mit der Seilbahn direkt in den Ort. Die traditionellen Esel, die noch auf Kundschaft warten, könnten diesen Ansturm allein nicht mehr bewältigen.
In Oia sollen die Sonnenuntergänge besonders schön sein. Wir haben das einmal vor 18 Jahren erlebt. Schon damals füllten Menschenmassen den Ort und standen sogar auf den Hausdächern herum. Für die Rückfahrt mit dem Bus musste man dann sehr viel Geduld aufbringen. Das wird heute nicht viel anders sein. Wir hatten ja unseren eigenen Aussichtsplatz und richteten unsere Tagestouren so ein, dass wir rechtzeitig zurück in unserem Studio waren.
Besonders sehenswert sind die Orte Pyrgos, Emborio und Messa Gonia.
Von Pyrgos hat man einen wunderschönen Panoramablick auf die ganze Insel.
Die Ausgrabungen von Akrotiri waren leider immer noch geschlossen.