Zum Jahreswechsel verbrachten wir zwei Wochen in Guinea. Das Land liegt in Westafrika und grenzt im Norden an den Senegal, im Westen an Mali und im Süden an Sierra Leone, Liberia und die Elfenbeinküste.
Guinea zum Jahreswechsel 2002/ 2003
Wie kommt man dazu, in dieses Land zu reisen?
Unser Freund Peter ist Geologe und war im Rahmen eines Projektes mit dem Bau von Brunnen beschäftigt. So besuchten wir ihn für drei Wochen, zusammen mit Traudl, seiner Frau, wie wir ihn auch schon in anderen afrikanischen Ländern wie Kenia und Gambia besucht hatten. Diese Reise war nicht unbedingt ein Erholungsurlaub, sondern vermittelte uns Eindrücke, wie man sie in touristisch erschlossenen Ländern nicht bekommen kann.
Das Fotografieren war in diesem Land etwas problematisch. Militärische Einrichtungen und Soldaten durften nicht fotografiert werden. Und es war viel Militär present. Ebenso Brücken und sonstige strategisch wichtige Gebäude unterlagen dem Fotografierverbot. Und so konnte der eine oder andere Eindruck zu meinem Bedauern nur im Gedächtnis konserviert werden.
Überall an den Ortsein- und Ausgängen waren Straßensperren und Soldaten versuchten hier offensichtlich ihr Gehalt etwas aufzubessern. Wir wurden glücklicherweise immer durchgewinkt. Autos von internationalen Hilfsprojekten genossen offensichtlich Sonderrechte. Vor jeder Fahrt musste Peter ein „Ordre de Mission“ ausfüllen, ein Passierschein, in dem alle Mitfahrenden aufgeführt waren. Das sollte wohl eine spontane Mitnahme von Anhaltern erschweren.
Conakry
Die Anreise führte uns von Straßbourg über Paris mit Zwischenlandung in Nuakschott (Mauretanien) nach Conakry, der Hauptstadt von Guinea.
Nach der Ankunft am Flughafen wollte man an der Zollkontrolle unser Gepäck durchsuchen. Wir warteten auf Peter, der uns dann durch energisches Auftreten und die Entrichtung einen kleinen Obolus befreite. Die Landessprache in Guinea ist französisch und somit wären wir hier relativ hilflos den Zöllnern ausgeliefert gewesen. Aber es ging nochmal alles gut und wir fuhren zuerst in das Büro der Organisation, für die Peter arbeitete. Hier erwartete uns ein kaltes Bier. Ich traute meinen Augen kaum: Ein griechisches MYTHOS! Da passte ja der mitgebrachte Ouzo gut dazu.
Am nächsten Tag erwartete uns eine lange 2-Tagesfahrt über 800 km in Landesinnere und so suchten wir ein Hotel zur Übernachtung auf. Schon hier stellten wir beim Essen fest, das Fleisch, ob Rind oder Huhn, ist in Afrika von einer etwas anderen Konsistenz als zu Hause, so dass sich am nächsten Tag ein leichter Muskelkater in der Kaumuskulatur einstellte.
Am nächsten Tag ging es erstmal zur Bank, um uns mit dem nötigen Geld einzudecken. Im Landesinneren gab es dazu nämlich keine Möglichkeit. Am Automat mussten mehrere Auszahlungsvorgänge vorgenommen werden um uns im wahrsten Sinne die Taschen zu stopfen. Der größte Geldschein i. H. v. 5000 Francs Guinéens hatte einen Gegenwert von 2,50 €. Das übliche Zahlungsmittel waren allerdings 100 FG-Scheine (0,50 €), die teilweise kaum noch erkennbar waren.
Fahrt nach Macenta
Gegen Mittag machten wir uns dann auf den weiten Weg. 800 km bis Macenta lagen vor uns, auf Straßen, die nicht immer unseren Vorstellungen entsprachen. Nach etwa 100 km war es dann auch mit dem Mobilfunk zu Ende und wir waren für die nächsten 3 Wochen gewissermaßen von der Außenwelt abgeschnitten. Unter optimalen Verhältnissen und mit entsprechender Fahrweise kann die Strecke nach Macenta an einem Tag zurückgelegt werden. Das wollte Peter uns aber nicht zumuten, so dass wir am späten Nachmittag einen Stopp mit Zwischenübernachtung in Mamou einlegten. Eine Weiterfahrt bei Dunkelheit war angesichts der teilweise abenteuerlichen Fahrzeugen, die uns begegnet sind, absolut nicht angebracht, ja fast lebensgefährlich.
Abends stellten wir fest, dass es hier nachts empfindlich kalt werden konnte. Das Hotel war akzeptabel, das Essen ebenso.
Am nächsten Tag ging es dann weiter in Richtung Macenta. Die letzten 200 km vor dem Ziel war dann die befestigte Straße (aber mit vielen Schlaglöchern) zu Ende. Weiter ging es jetzt im Slalom um die während der Regenzeit ausgewaschenen Vertiefungen der ausgefahrenen Piste herum. Es war Trockenzeit, aber wir konnten uns bildhaft vorstellen, wie dieser Weg zur Regenzeit aussah.
Macenta
Hier in Macenta, wo es keine geteerte Straßen, kein Telefon, geschweige denn eine Mobilfunkverbindung gab, kein Restaurant in dem man abends mal ein kühles Bier trinken konnte, arbeitete Peter. Wir wohnten bei ihm in seinem geräumigen Haus in dem wir uns auch selbst versorgten. Die benötigten Lebensmittel kauften wir auf dem Markt. Die Waren wurden hier nicht nach Gewicht, sonden in kleinen Häufchen angeboten.
In kleinen Läden gab es einzelne Zigaretten, lose Spaghettis im 10er-Bündel und andere ungewöhnliche Dinge zu kaufen. Natürlich gab es in einer ehmaligen französischen Kolonie auch Baguettes. Aus alten Coladosen wurden kunstvoll Gebrauchsgegenstände gefertigt oder auch mal eine Hauswand verkleidet.
Von hier aus betreute Peter seine Brunnenprojekte in kleinen Dörfern, wohin wir ihn das eine oder andere Mal begleiteten. Oft fuhren wir stundenlang über staubige und ausgewaschene Pisten bis wir die Orte erreichten. Wir konnten den Verhandlungen mit den Dorfältesten zum Abschluss eines neuen Brunnenprojektes beiwohnen und wurden anschließend durch das Dorf geführt und hatten auch die Erlaubnis zu fotografieren. Zum Abschluss einer Verhandlung wurde Peter dann auch eine Ziege übergeben, die dann zu Hause ihr Leben lassen musste.
N’Zérékoré
Nach zwei Stunden Fahrt erreicht man N’Zérékoré. Hier gibt es auch wieder eine Telefonverbindung und mehrere Hotels. Für unsere Sylvesterfeier hatte Peter das beste Hotel im Ort ausgesucht. Wir waren gespannt, was uns erwartete. Das Hotel war sehr weitläufig, andere Gäste sahen wir aber keine. Das Sylvesterbuffet sollte am Pool serviert werden. Wir hatten uns tagsüber schon einen schönen Tisch ausgesucht und baten um Reservierung. Gegen 19:00 Uhr begannen die Aktivitäten mit dem Buffetaufbau. Andere Gäste sahen wir immer noch nicht. Etwa um 20:00 bat man uns zu Tisch. Es war außer uns immer noch niemand da, und so sollte es auch bleiben. Das ganze Buffet für uns allein!!! Leider mangelte es wohl an Warmhalteplatten und so waren die warmen Speisen während des Aufbaus schon wieder abgekühlt, zumahl die gefühlte Außentemperatur inzwischen etwa 10 Grad betrug. Aber es war ein Erlebnis der besonderen Art. Pünktlich um Mitternacht gab es dann auch Champagner.
Eine Woche später kamen wir noch einmal nach Nzérékoré, übernachteten dann aber in einem einfachen Hotel.
Heimreise
Zwei Wochen später mussten wir wieder die Heimreise antreten. Peters Fahrer brachte uns zurück nach Conacry. Wir starteten sehr früh und konnten so die Rückfahrt an einem Tag zurücklegen. Nach einer Zwischenübernachtung in Conacry ging es wieder zurück in die eisige Heimat.