Reise in den Osten Kretas nach Aghathias bei Palekastro (Bereich östlich von Sitia). In der Nähe ist auch der Palmenstrand von Vai.
Reisezeit: Juli
Drei Jahre war es schon wieder her, dass wir das letzte Mal auf Kreta waren, das sechste Mal nun. Auch hier gibt es eine Ecke, die wir liebgewonnen haben. Ganz im Osten, abseits des Pauschaltourismus, gibt es nahe bei Palekastro einen kleinen Ort – Agathias. Hier fühlen wir uns wohl. Natürlich wurde auch hier gebaut. Das Angebot an Studios hat sich zwar beträchtlich erhöht, aber auf Grund der Bauvorschriften – nicht mehr als 2 Stockwerke – ist diese Gegend bis jetzt von Hotelbunkern und Touristenghettos verschont geblieben.
Kretische Impressionen
Geisterstadt „Dionysos Village“
Auf dem Weg in den Osten, kurz nach Sitia, kann man eine moderne Geisterstadt bewundern. Dionysos Village, eine riesige Anlage und genaus so große Fehlplanung. Vereinzelt sieht man ein paar Menschen. Dieses Jahr sind wir einmal durch die Anlage hindurch gefahren. Von Nahem erkennt man, dass die unbewohnten Gebäude schon dem Verfall preisgegeben sind. Der Pool ist natürlich leer und es ist auch nichts vorhanden, was man als Strand bezeichnen könnte.
Pension „Schöner Blick“
Da gefällt uns das von Rosa Papadakis geführte Haus „Schöner Blick“ in Agathias schon wesentlich besser. Hier gibt es einfache, saubere und günstige Zimmer. Das erste Mal kamen wir 1992 auf unserer ersten Kreta-Rundreise hierher und wir blieben schon damals ein paar Tage länger, als wir geplant hatten. Es kann schon bis zu 3 Stunden dauern, bis man von Heraklion hier angekommen ist. Besonders der Abschnitt zwischen Agios Nikolaos und Sitia zieht sich durch die vielen Buchten sehr lange hin.
Ganz im Osten …
Ganz im Osten
wo die Sonne aufgeht
ist es schöner, viel schöner als ihr alle versteht,
ganz im Osten …
… so oder so ähnlich hätte vielleicht Herbert Grönemeyer sein Lied geschrieben, wenn er an diesem Flecken Gefallen gefunden hätte. Immer nehmen wir uns vor, auch mal den Westen zu erkunden. Auf unserer ersten Kreta-Rundfahrt kamen wir ja schon mal über Rethymnon bis Hania. Aber seit wir den Osten kennengelernt haben, zieht es uns immer wieder hierher in diese Gegend.
In der Taverne Vaios
Abends führt uns der Weg durch die engen Gassen des Ortes in die Taverne Vaios. Ein Familienbetrieb in dem man mit Köstlichkeiten und Herzlichkeit verwöhnt wird. Hier kocht der Chef persönlich. Vaios stammt aus Nordgriechenland und deshalb gibt es hier auch manchmal Gerichte, die in Kreta nicht so üblich sind. Bevor man am Tisch Platz nimmt, ist nach alter griechischer Tradition erst mal der Gang durch die Küche angesagt. Die Topfdeckel werden gelüftet, der Backofen geöffnet, und so kann man sich ein Bild der heute angebotenen Leckereien machen. Danach kommt die Qual der Wahl. Nach dem Essen kredenzt Vaios seinen ausgezeichneten Raki aus seiner Plastikkanne. Zu fortgeschrittener Stunde werden die Gläser des öfteren nachgefüllt.
Erinnerungen
Bei Vaios trifft man auch immer interessante Leute. So kamen wir im Urlaub 2004 (September) mit Manolis am Nachbartisch ins Gespräch, der uns spontan für den nächsten Abend in die Berge zum Rakibrennen einlud.
In vielen Serpentinen ging es kurz vor Sitia die Berge hinauf, wo er sein Haus hatte. Zwischen den einzelnen Brennvorgängen gab es reichlich zu Essen. Ein riesiger Oktopus wurde mit Wein in Alufolie eingepackt und dem Brennofen übergeben. Er schmeckte hervorragend. Ebenso mundete dazu der brennwarme Raki. Leider musste sich der Fahrer etwas zurückhalten für den Nachhauseweg. Zu vorgerückter Stunde gab es dann noch eine Tanzeinlage und zum Abschied nahmen wir noch eine Flasche Frischgebranntes mit auf den Weg.
Raki (Tsikoudia) Beim kretischen Raki oder Tsikoudia handelt es sich im Gegensatz zum türkischen Raki um einen reinen Tresterbrand ohne Zusatz von Anis etc. Es ist das kretische Nationalgetränk und wird in der Stärke zwischen 30-40% angeboten.
Am Strand von Chiona
Zum Baden sind es 5 Minuten mit dem Auto an den Hausstrand Chiona. Hier findet man ausreichend Platz. Auch wenn am Wochenende die Einheimischen zum Strand kommen, gibt es noch kein Gedränge. Diesmal waren wir nur hier baden. Vom Strand aus kann man auch die Ausgrabungsstätte des minoischen Palaikastro (Roussolakos) besichtigen. Wenn man etwas Abwechslung möchte, erreicht man in etwa 15 Minuten mit dem Auto den Strand von Itanos. Wenn man etwas Lust auf Touristenrummel hat, biegt man vor Itanos zum Palmenstrand von Vai ab. Dieses bekannte Ausflugsziel wird von Tagestouristen bevölkert, die sich hier mal einen Frappé im Pappbecher für 4 Euro (!) gönnen wollen.
Dieses Jahr ist es mir auch gelungen, den 90 m hohen Hausberg Kastri zu erklimmen. Es ist etwas mühsam, da man zuerst einen Durchgang durch den Zaun und dann einen geeigneten Pfad hinauf finden muss. Einen markierten Weg gibt es nicht. Oben angelangt wird man belohnt mit einer herrlichen Aussicht über die Gegend.
Kato Zakros – Im Tal der Toten
Ausflugsziele gibt es in dieser Gegend auch einige. Eine schöne Wanderung (besonders im Frühjahr) ist die Tour durch das „Tal der Toten“ nach Kato Zakros. Blühende Oleander durchsäumen das Tal, herrliche Stille umfängt einen, nur ab und zu unterbrochen vom Schrei eines Raubvogels oder dem Gemecker von Ziegen. Wenn man gut zu Fuß ist, kann man oben am Einstieg in das Tal das Auto abstellen, das Tal durchwandern unten in Kato Zakros am Meer etwas essen und dann zurück den Weg oberhalb der Schlucht nehmen. Die Schlucht ist nicht so gigantisch wie die Samariaschlucht (wir kennen sie nur von Fotos), aber dafür ist man hier gewissermaßen „unter sich“. Zu minoischer Zeit wurden in den Höhlen der Schluchtwände die Toten Bewohner des Palastes von Kato Zakros bestattet. Die Überreste des Palastes können besichtigt werden.
Sitia
Die nächste größere Stadt ist Sitia. Man erreicht sie von hier in etwa 20 Minuten. Hübsche Gassen mit netten Läden laden zum Bummeln ein. Bei einen Frappé im Kafenion am Hafen kann man den Männern bei Tavli-Spiel zuschauen. Dienstags ist hier Wochenmarkt.
Agios Nikolaos
Wenn man noch etwa 65km weiter fahren will, kommt man nach Agios Nikolaos. Die Stadt ist trichterförmig um einen kleinen Binnensee herum gebaut, der über einen schmalen Kanal mit dem Meer verbunden ist und so als Hafen für kleinere Schiffe dient. Agios Nikolaos ist eine moderne Stadt mit vielen schönen Geschäften in denen man länger verweilen kann.
Von hier aus bietet sich auch ein Besuch auf der Leprainsel Spinalonga an, den wir bisher aber leider noch nicht geschafft haben. Die Aussätzigen Griechenlands wurden früher hierher deportiert und entwickelten auf der Insel ein kulturelles Eigenleben. 1957 wurde die Insel in dieser Funktion aufgelöst.